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Wie die Salzquellen entdeckt wurden

Einst,

als es Halle noch nicht gab und die Umgebung von kleinen Siedlungen zerschnitten wurde, führte ein Schweinehirt die Schweine seines Dorfes auf die Weide. Das Dörfchen nannte sich Dobrebora. In der Nähe griff ein Fluss mit seinen Armen um das Land, den wir noch heute als die Saale kennen.

 

Der laue Sommertag verführte den Hirten zum Träumen, während Vögel ringsum zwitscherten und die Schweine sich am fetten Gras gütlich taten und jeden feuchten Fleck zum Suhlen nutzten. Zum Abend hin wollte der Hirt die Schweine wieder ins Dorf treiben und bemerkte, dass eines der Schweine im Lichte der untergehenden Sonne glitzerte.

Verwundert rieb sich der Hirt die Augen, doch das Glitzern blieb. Da besah er sich das Schwein genauer und stellte fest, dass es über und über mit einer feinen weißen Kruste bedeckt war. Vorsichtig brach er die Kruste und zerrieb sie zwischen den Fingern.

Und schließlich, auf dem Heimweg, noch immer über das Glitzern staunend, leckte er seine Finger ab. Ui, schmeckte das salzig!

Aufgeregt berichtete er im Dorf von seinem Erlebnis und am nächsten Tag zog er mit den Männern auf die Weide hinaus. Dort suchten alle nach der Stelle, an welcher sich das Schwein gewälzt hatte und fanden schließlich eine Solelache.

An diesem Ort gruben sie einen Brunnen und schöpften die Sole ab, um sie zu Salz zu versieden. Dieser erste und älteste Brunnen ist der Gutjahr-Brunnen gewesen, der auch der Wendische Brunnen hieß, weil die Leute, die damals in der Region lebten, Wenden genannt wurden.

 

Auch an anderen Stellen in der Nähe wurden Solequellen gefunden und noch mehr Brunnen gegraben.
Salz war damals selten und kostbar. So dürfen wir vermuten, dass die Dorfbewohner bald zu einigem Wohlstand gelangten. Davon zumindest zeugt die Tatsache, dass später aus dem Dorf Dobrebora die Stadt Halle wurde.

 

Der Deutsche Brunnen in einer zeitgenössischen Abbildung (um 1670)

Der Deutsche Brunnen in einer zeitgenössischen Abbildung (um 1670)

 

Bildquelle: Johann Christoph von Dreyhaupt, Pagus Neletici et Nudzici Band 1, Halle, in Verlegung des Waysenhauses, 1755

 

 

Halle ist gestört

Wie ist Halle eigentlich zu seinem Salz gekommen?

Dies haben wir unserer Mutter Erde zu verdanken, die sich vor mehr als 65 Millionen Jahren auch in unseren Breiten noch recht heftig bewegte. Die Erdscholle, auf der sich später Halle entwickeln sollte, brach entzwei und der nordöstliche Bruch wurde mehrere hundert Meter über die südwestliche Bruchstelle erhoben. In Verbindung mit zahlreichen Erdbeben verschoben sich in den nächsten 30 Millionen Jahren die Bruchkanten und auf diese Weise wurden eigentlich viel tiefer liegende Gesteins- und Mineralschichten an die Oberfläche gedrängt.

Dieses recht lange währende Ereignis wird heute Halle-Verwerfung oder Hallesche Störung genannt.

Bildquelle: Geologisches Blockbild nach Herold 2001 (nach Wagenbreth / Steiner 1985)

Bildquelle: Geologisches Blockbild nach Herold 2001 (nach Wagenbreth / Steiner 1985)

 

Und die Verschiebungen führten dazu, dass die Soleschicht, die normalerweise mindestens 300 Meter tief im Boden liegt, auf etwa 30 bis 40 Meter Tiefe angehoben wurde. Das ermöglichte unseren Vorfahren die Förderung von Salz mithilfe von Brunnen.

Darüber hinaus bestimmt die Verwerfung deutlich die Siedlungsgeschichte Halles. Der Bruch beeinträchtigte den Lauf der Saale und ist somit Ursache für die günstige Flussüberquerung.

Auch auf das spätere Baugeschehen wirkt sich die Hallesche Störung aus, wie später zu berichten sein wird.

 

Bildquelle: Geologisches Blockbild nach Herold 2001 (nach Wagenbreth / Steiner 1985)