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Der Esel auf Rosen

Einst erwartete

man in Halle den Landesfürsten zur Visite und alles Volk war auf den Beinen. Die Straße, durch die der Erzbischof seinen Weg nehmen musste – die Rannische Straße – war festlich geschmückt, das Rannische Tor war mit Kränzen und Girlanden umwunden. Kurz: die ganze Stadt zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Die hallischen Bürger, prächtig herausgeputzt, säumten die Rannische Straße.

Nun waren aber zu der Zeit alle Flüsse angeschwollen und der Erzbischof konnte wegen des Hochwassers nicht den geplanten Weg nehmen. Auf einem Umweg gelangte der hohe Gast in die Stadt.

An diesem heißen Tag im Juni zog ein Müllerbursche mit seinem Esel von der Böllberger Mühle nach Halle, um Mehl auszuliefern. Sein Weg führte ihn durch das festlich geschmückte Rannische Tor. Kaum hatte er das Tor passiert, jubelten ihm die Menschen am Straßenrand zu und streuten Rosenblüten auf den Weg.

Der Müllerbursche war erstaunt ob der unerwarteten Ehrung, verneigte sich jedoch nach allen Seiten.

Natürlich bemerkten die Hallenser ihren Irrtum bald. Doch da sie schon von jeher ein lustiges Völkchen waren und jederzeit für einen Spaß zu haben, fuhren sie fort, dem Müllerburschen zu huldigen und begleiteten ihn so bis auf den Markt.

Der Erzbischof war inzwischen im Rathaus von den Honoratioren der Stadt empfangen worden und ein Bote hatte ihm erzählt, dass die hallischen Bürger statt seiner einem Müllerburschen einen festlichen Empfang bereitet haben. Der Erzbischof soll darüber sehr gelacht und den Müllerburschen auf das Rathaus gebeten haben.

Der Esel, der auf Rosen geht, aber ist zum Symbol für unsere Stadt geworden. Wir finden ihn an einigen Stellen der Altstadt verewigt. So steht seine Skulptur auf dem Eselsbrunnen auf dem Alten Markt. Ein Relief mit dem Esel und seinem Begleiter ziert an der Ostseite die Marktkirche Unser Lieben Frauen.

Auch in der Leipziger Straße begegnen wir ihm. Einmal als Relief an der Fassade des Hauses Nr. 102 und als Türklinken am Portal der Ulrichkirche.

Große Herbstaktion!

Liebe Freunde!

Der Herbst verbannt uns mit seinen Wassern und Winden immer öfter in die warme Stube. Was liegt da näher, als sich mit einem guten Buch auf die Couch zu kuscheln?

 

Deshalb habe ich mir für Euch ein Angebot ausgedacht:

 

Wenn Ihr bis zum 19. Oktober 2013 um 23:59 Uhr mein Buch “Streifzüge mit Katja – Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)” kauft, dann dürft Ihr an meiner Führung rund um die Stadtmauer an einem Termin Eurer Wahl kostenlos teilnehmen.

 

Streifzüge mit Katja - Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)

Alle Informationen zum Stadtrundgang findet Ihr hier. Bitte beachtet, dass sich die Uhrzeiten der Stadtführung zum 15. Oktober 2013 ändern. Bei individuellen Terminwünschen bitte ich um vorherige Absprache.

Als Gutschein dient der Kaufbeleg.

 

Sagt das auch Euren Freunden weiter!

 

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch

Katja

Wie das Moritzkloster zu Halle gegründet wurde

Im Jahre 1156

gab es in Halle für die Söhne der reichen Patrizier und Pfänner nur eine Schule: die Klosterschule des Klosters Neuwerk vor den Toren der Stadt. Die Jungen hatten einen langen Weg zu gehen, um bei ihrem Schulmeister, dem Mönch Rudolphus, das Lesen und Schreiben zu lernen.

Bruder Rudolphus duldete keine Faxen in seinem Unterricht und benutzte seinen Rohrstock reichlich, um die Schüler zu zähmen. Die Söhne führten Klage bei ihren Vätern und diese forderten den Klostervorsteher auf, dem Treiben seines Schulmeisters Einhalt zu gebieten. Der jedoch stellte sich schützend vor Bruder Rudolphus und verteidigte dessen Erziehung.

 

Eines Tages wurde wieder einer der Schüler für geringes Vergehen hart bestraft.

Da erhoben sich alle Jungen und verprügelten den grausamen Lehrer. Er bekam seine eigenen Ruten zu schmecken und beschwerte sich gar sehr bei seinem Prior.

Dieser ließ nach den Schülern schicken, auf dass sie gezüchtigt würden für ihren Übergriff.

Da platzte den reichen Vätern endlich der Kragen. Gemeinsam ersuchten sie den Landesherrn, den Erzbischof Wichmann zu Magdeburg, um Erlaubnis, ein neues Kloster aufrichten zu dürfen. Es sollte innerhalb der Stadt liegen, um den Söhnen den Weg zur Schule zu verkürzen und sie wollten ein Wort über den Schulmeister haben. Der Erzbischof war einverstanden und gestattete den Bau.

So wurde im Südwesten der Stadt, gleich an der Stadtmauer, ein Kloster errichtet und dem Heiligen Moritz geweiht.

 

Mehr als 200 Jahre später wurde die Klosterkirche ausgebaut und zur Pfarrkirche der Pfänner ernannt. Die Geschichte darüber ist aber schon eine andere Legende.

 

Der Wahrheit etwas näher kommen wir wohl, wenn wir wissen, dass Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, seine Macht stärken wollte und zu diesem Zwecke die Macht der Kirchenfürsten brauchte. Dies führte zur Gründung vieler Klöster im Heiligen Römischen Reich des 12. Jahrhunderts, so auch in Halle.

Halle entdecken

Dass es an Halle viele historische Details zu entdecken gibt, muss ich nicht extra betonen. 1.200 Jahre Geschichte bieten ein schier unerschöpfliches Reservoir und für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Aber natürlich ist auch das heutige Halle eine Entdeckung wert.

Und genau diesem Umstand hat sich das IT-Management Sven Osada verschrieben.

Auf seiner Webseite www.halle-entdecken.de protokolliert es zahlreiche Daten über Retaurants, Unterkünfte, Geschäfte, Sehenswürdigkeiten und Unternehmen. Wer Adressen oder Öffnungszeiten sucht, kann mittlerweile ca. 700 Einträge finden und nutzen. Täglich kommen neue Beiträge hinzu.

Wusstet Ihr zum Beispiel, dass in der Leipziger Straße über 140 Geschäfte, Organisationen und Dienstleister zu finden sind? Oder dass es für die Große Ulrichstraße schon über 80 verschiedene Einträge gibt?

Weil sich unsere schöne Saalestadt ständig verändert, Geschäfte neu eröffnen, umziehen oder schließen, wird der virtuelle Einkaufs- und Reiseführer www.halle-entdecken.de auch ständigen Veränderungen und Ergänzungen unterworfen sein und wohl niemals richtig „fertig“ werden.

Aber genau diese Aktualität macht ein gutes Branchenbuch aus.

Neben wichtigen Adressen, Hotels, Gaststätten, Geschäften, Dienstleistern und Sehenswürdigkeiten finden hier auch Informationen zu Veranstaltungen und Nachrichten aus Halles Geschäftswelt ihren Platz.

Übrigens kann jeder mitmachen.

 

Du willst Dein Unternehmen eintragen lassen, Wissenswertes zu einem Eintrag hinzufügen oder veränderte Öffnungszeiten angeben? Oder einfach nur Deine Meinung zu einem Geschäft hinterlassen? Dann kannst Du kostenlos einen neuen Eintrag in das Portal vornehmen, einen Kommentar verfassen oder Kontakt zum IT-Management Sven Osada aufnehmen.

Ich wollte von Sven Osada wissen, wie er auf die Idee kam, einen solchen Einkaufs- und Reiseführer zu gestalten. Seine Antwort gefällt mir sehr und ich möchte sie Euch nicht vorenthalten:

„Ich fand, in Halle ist vieles Sehenswerte ziemlich versteckt. Nimmt man nur den Heinrich-Heine-Park: kleiner Eingang in der Burgstraße und davor eine schicke Haltestelle. Mit dem Auto ist man in Null Komma nix vorbei gefahren und hat sich einen wunderschönen Ausblick entgehen lassen.“

Also helft alle mit, die kleinen unscheinbaren Kostbarkeiten Halles sichtbar zu machen!

Halle entdecken ist natürlich auch auf Facebook, Twitter und Google+ zu finden. Klickt Euch einfach mal rein und erfahrt, was so alles los ist in Halle!

Der geprellte Teufel

Es war wohl vor etwa 860 Jahren,

 

als in Halle die neue Stadtmauer gebaut wurde.

Da begab es sich, dass die Stadt Kunde von anrückenden Truppen erhielt. Es ging die Angst um, dass Halle geplündert und gebrandschatzt werde.

Nun war guter Rat teuer, denn die Stadtmauer war noch nicht ganz fertig. Im Süden, am Rannischen Tor, fehlte ein Stück Mauer und Feinde würden leichtes Spiel haben, durch diese Bresche in die Stadt einzudringen.

Da bot der Teufel seine Hilfe an. Der ist ja immer unterwegs, um seinen Vorteil zu suchen. Er versprach den Hallensern, die Mauer aufzurichten und verlangte als Lohn für seine Arbeit zwei Kinder.

Die Ratsherren waren verzweifelt. Wer gibt denn schon freiwillig seine Kinder weg, noch dazu in die Hände des Teufels? Doch würde die Stadtmauer nicht schnell fertig werden, hätte die ganze Stadt möglicherweise unter der Bedrückung von Feinden zu leiden.

Der Rat der Stadt beriet sich lange mit den klügsten Köpfen. Der Franziskanermönch Bruder Anselmus aus dem Barfüßerkloster zu Halle wusste endlich Rat: „Geht ruhig auf die Forderungen des Teufels ein! Bekommen soll er jedoch nichts. Dafür werde ich sorgen. Sagt ihm nur, die Arbeit solle getan sein bis zum dritten Morgen. Beim ersten Hahnenschrei muss die Mauer fertig sein.“

Der Teufel akzeptierte die Bedingung und werkte an der Mauer Nacht für Nacht. In der dritten Nacht, kurz vor der Stunde des Morgengrauens, schaffte er die letzten Steine herbei und wollte sie in die Mauer einsetzen.

Da ertönte plötzlich einen Hahnenschrei! Viel zu früh für den Teufel, der im Schweiße seines Angesichts gearbeitet hatte. Doch die Tatsache blieb: er hatte den Vertrag nicht erfüllt. Mit wütendem Geschrei und Gezeter stob er in einer stinkenden Schwefelwolke davon. Die Kinder bekam er nicht.

Doch was war geschehen?

Bruder Anselmus hatte einen Hahn, der jedesmal krähte, wenn er unsanft aus dem Schlaf geschreckt wurde. Diesen Hahn nun hatte der findige Mönch vor der Zeit geweckt und der krähte prompt seinen Unmut in die Lande.

Am nächsten Tage setzten Steinmetze die letzten Steine in die Mauer ein und die Stadt war nun trefflich vor Feinden geschützt.

Die Stadt war gerettet und der Teufel einmal mehr betrogen worden.

 

Übrigens: Die heranrückenden Truppen zogen vorbei, denn sie hatten nicht die Absicht gehabt, der Stadt Halle ein Leid zu tun.

Die steinerne Jungfrau von Dölau

Wenn man heutzutage

aus dem halleschen Stadtteil Dölau nach Norden in Richtung Brachwitz geht, führt am Ortsausgang rechterhand der Jungfrauenweg direkt zu einem 5,5 Meter hohen Menhir aus Quarzit.

 

Steinerne Jungfrau

Steinerne Jungfrau
By Einsamer Schütze (Own work), CreativeCommons by-sa-3.0.de, via Wikimedia Commons

 

Dies soll einst eine hübsche Maid gewesen sein, die hier zu Stein erstarrte. Und das kam so:

 

Vor langer Zeit, als die Menschen noch keine Supermärkte kannten, lebte im Dorfe Dölau ein junges Mädchen, Annkathrin geheißen. Sie war die Tochter eines Bauern und half in der Wirtschaft mit.

Eines Tages erhielt sie von der Mutter den Auftrag, das Brot für die nächste Woche backen zu lassen. Dölau hatte dazumal noch kein eigenes Backhaus und so musste Annkathrin den schweren Brotteig in eine Kiepe packen und nach Lettin tragen. Einen halben Tag würde sie für das Unternehmen brauchen.

Das gefiel Annkathrin gar nicht, hatte sie sich doch auf den Abend mit ihrem Liebsten verabredet. Doch Widerworte wagte sie nicht. So machte sie sich schnell und mit ausgreifenden Schritten auf den beschwerlichen Weg nach Lettin. Während der Bäckergeselle den vorbereiteten Teig walkte, zu Brotlaiben formte und einen nach dem anderen in den Ofen schob, lag Annkathrin auf der Wiese, blinzelte in die Wolken, die rasch am Himmel vorüber zogen und träumte von dem stattlichen Burschen, der heute Abend auf der kleinen Lichtung warten würde.

Am späten Nachmittag waren die Brote fertig und just als Annkathrin den Heimweg antreten wollte, zog ein mächtiges Unwetter herauf. Der Himmel verdüsterte sich, die Bäume ächzten im Wind und große Regentropfen schlugen auf die Wege. Blitze zuckten und Donner grollte in der Ferne.

Bei diesem Wetter ließ man keinen Hund hinaus. Der Bäckergeselle bat das Mädchen inständig, doch das Wetter im warmen Backhaus abzuwarten und hoffte auf eine nette Plauderstunde mit Annkathrin. Doch sie dachte nur an ihr Stelldichein und wartete nicht einmal, bis die Brote etwas abgekühlt waren. Trotzig stemmte sie sich dem Wetter entgegen und trat den Heimweg an, schwer mit den duftenden Broten beladen.

Schnell verwandelten sich Weg und Feld zu schlammigem Morast und Annkathrin musste immer wieder großen Pfützen ausweichen. Vorwärts, vorwärts, der Liebste wartet!

Doch plötzlich ging es nicht weiter. Ein großer Tümpel hinderte das Fortkommen, wo heute Mittag noch ein breiter und trockener Weg am Feldrain entlang führte. Rundum war kein Pfad zu sehen, das Hindernis zu umgehen.

In ihrer Not griff Annkathrin in ihre Kiepe und holte zwei Brote heraus. Wohl wissend, einen Frevel zu begehen, warf sie die Brote vor sich ins Wasser und setzte vorsichtig einen Fuß darauf. Die Brote abwechselnd vor sich legend, hoffte sie, trockenen Fußes den Tümpel zu überqueren.

Doch noch bevor sie ihren Plan recht in die Tat umsetzen konnte, fuhr ein gleißender Blitz aus den Wolken und das Mädchen ward zu Stein.

Auf der Lichtung wartete ihr Schatz vergeblich.

Wer das täglich Brot mit Füßen tritt, verdient harte Strafe.

 

 

Mein Stadtrundgang

 

Streifzüge mit Katja - Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)

 

Liebe Freunde,

seit dem 01. Juni 2013 biete ich nun auch einen Stadtrundgang um die Stadtmauer in Halle (Saale) an.

 

Jawohl, Ihr habt richtig gelesen: Mein Buch “Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)” goes live. 🙂

Alle notwendigen Informationen findet Ihr hier.

 

Ich hoffe sehr, Ihr kommt mal mit.

Eure

Katja

 

 

 

 

 

Die Saalenixen von Trotha

Vor langer Zeit,

 

als Trotha noch nicht zu Halle gehörte, gab es in dem Dorf einen Schäfer. Wie zu der Zeit üblich, zog der Schäfer mit seinen Hunden, dem Schäferkarren und den Schafen der Gemeinde über Land durch die Saaleniederung, um die Schafe zu den fettesten Weidegründen zu führen.

Dieser Schäfer nun zog am Ufer der Saale entlang und vertrieb sich des Abends, wenn die Schafe eingepfercht waren, die Zeit mit einem Flötenspiel. So saß er denn eines Abends auf den Klausbergen über dem Fluss und spielte auf seiner Flöte manche schöne Weise.

Als er nun ein Tanzlied spielte, gewahrte er auf der anderen Seite der Saale auf der Wiese einige Schatten. Da hörte er mit dem Flöten auf und blickte genauer hin. Was er sah, ließ ihm einen Schrecken durch die Adern fahren. Dort auf der Wiese tanzte eine Schar Nixen ihren Reigen! Der Schäfer hub wieder an zu flöten und schaute den Nixen bei ihrem Tanze zu. Wie sie im Mondenschein ihre schönen nassen Körper wiegten, ihre silbern scheinenden Haare im Winde wehen ließen – dieser Anblick verzauberte den Schäfer geradezu.

Plötzlich schlugen die Glocken des nahen Kirchturms elfmal. Dumpf hallten die Schläge herüber. Da hielten die Nixen in ihrem ausgelassenen Treiben inne und verschwanden eine nach der anderen in den Fluten des Flusses.

Am nächsten Tage fragte sich der Schäfer, ob er nur geträumt hatte oder die Nixen tatsächlich zu seinem Flötenspiel tanzten. Neugierig stieg er deshalb des Abends wieder auf die Klausberge und hub erneut sein Spiel an. Nicht lange darauf teilten sich die Wasser der Saale und die Nixen stiegen wiederum ans Ufer. Und wie am Abend zuvor tanzten sie nach des Hirten Pfeife.

Das ging so Abend für Abend bis Schlag elf und der Schäfer konnte sich an dem Anblick der Nixen nicht satt sehen. Viel zu schnell war die Zeit jedesmal vorbei. Da sann der Schäfer, wie er sich den Augenschmaus verlängern könnte und kam auf eine waghalsige Idee.

Am nächsten Abend, bevor er die Klausberge erklomm, bestieg der Schäfer den nahen Kirchturm und stellte die Turmuhr eine Stunde zurück. Leise kamen ihm auf der schwankenden Leiter Zweifel, ob das eine gute Idee gewesen sei. Doch der Spaß war es ihm wert.

An der gewohnten Stelle auf dem Felsen angekommen, spielte er jede Melodie, die ihm einfallen wollte und ergötzte sich an dem Anblick der tanzenden Nixen, bis diese sich erschöpft ins Gras fallen ließen und Atem holten. Da schlug die Turmuhr elf und die Nixen verschwanden wie gewöhnlich.

Doch gleich darauf hörte der Schäfer ein Weinen und Wehklagen aus der Tiefe und kroch schauernd in seinen Schäferkarren. Doch Schlaf konnte er nicht finden. Noch immer klang ihm das Jammern im Ohr.

So setzte er sich denn wieder auf den Felsen und starrte auf den Fluss, bis der Morgen anbrach. Im ersten Sonnenstrahl sah er, wie sich der Fluss aufbäumte und ein langer blutroter Streifen sich durchs Wasser zog.

An diesem Tage mussten die Hunde seine Arbeit mit übernehmen, denn der Schäfer war nicht bei der Sache. Abends dann zog er beklommen seine Flöte wieder hervor und lockte die Nixen mit sanften Tönen. Doch weder traurige noch fröhliche Melodien vermochten die schönen Geschöpfe aus den Fluten herbeizurufen. Sie hatten allesamt sterben müssen. Und noch immer war das Wasser rot gefärbt.

Vor lauter Gram warf der Schäfer seine Flöte von sich und legte sich auf den nackten Felsen. Am Morgen fand man ihn dort leblos auf.

Ludwig der Springer

In dem Jahr,

in welchem König Heinrich der IV. für mündig erklärt wurde und seinen Thron in Besitz nahm, soll sich Graf Ludwig von Schauenburg unsterblich in die schöne Gattin des Pfalzgrafen von Sachsen, Friedrichs III., verliebt haben. Um Adelheid zu erringen, erstach Ludwig den Pfalzgrafen auf der Jagd mit einem Schweinespieß und ehelichte das holde Weib bald darauf.

Der Bruder des Pfalzgrafen, Adalbert, wollte jedoch die Tat nicht ungesühnt lassen und sprach daher vor seinem König Heinrich IV. vor. Dieser verhängte über Graf Ludwig die Acht. Auf der Flucht ereilte Ludwig dann auch sein Schicksal; er wurde gefangen genommen und auf der Burg Giebichenstein hinter dicken Mauern eingekerkert.

Doch ein Prozess ließ auf sich warten, da König Heinrich IV. außer Landes weilte.
So vergingen die Jahre und Graf Ludwig freundete sich mit seinen Wächtern an, spielte mit ihnen so manches Brettspiel.

Eines Tages jedoch drang die Kunde zur Burg Giebichenstein, dass sich der König auf der Heimreise befände und bald darauf Recht sprechen würde. Graf Ludwig fürchtete nun um sein Leben. Deshalb bat er die Wachen, seinen Schreiber auf die Burg kommen zu lassen, um sein Testament aufzunehmen. Der Schreiber kam.

Doch Graf Ludwig hatte einen abenteuerlichen Plan ausgeheckt und trug seinem Schreiber nun auf, alles für eine Flucht vorzubereiten. Graf Ludwig indes stellte sich krank und bat die Wachen um Mäntel, denn ihm sei so kalt. Die Wächter hatten Mitleid mit dem Gefangenen und brachten ihm die gewünschten Kleidungsstücke.

Zum verabredeten Tag nun blickte Graf Ludwig aus dem Fenster und sah am gegenüberliegenden Ufer der Saale seinen Leibdiener mit zwei Pferden stehen, eines davon war des Grafen Lieblingspferd, ein weißer Hengst, Schwan genannt.

Da zog der Graf seine Mäntel über und bat und bettelte seine Wachen, man möge ihn doch auf den Burgturm lassen, ein wenig frische Luft zu schnappen. Die Wachen wollten dem sterbenskranken Grafen gern diesen Gefallen tun und geleiteten ihn auf den Turm. Auf halbem Wege die Treppen hinauf jedoch wandte sich der Gefangene rasch um und tat einen kühnen Sprung aus dem nächstgelegenen Fenster hinaus.

Die Mäntel, die Graf Ludwig trug, blähten sich im Wind und trugen ihn sanft dem Flusse entgegen. Im kühlen Nass angekommen, entledigte sich der Graf seiner Mäntel und wurde von einem Boote aufgenommen, welches ihn ans andere Ufer der Saale brachte. Dort kam ihm sein Leibdiener entgegen und half ihm auf’s Pferd. Gemeinsam ritten beide fort von der Feste und ihren düsteren Kerkern.

Aufgrund des Sprunges von der Burg erhielt Graf Ludwig den Beinamen „der Springer“.

Ludwig der Springer, Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

Ludwig der Springer, Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

 

Besagter Beiname ist nach heutiger Ansicht wohl eher auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen. Graf Ludwig (1042 – 1123), der auch als Erbauer der Wartburg in die Geschichte einging, entstammte wohl dem fränkischen Adelsgeschlecht der Salier. Das Wort „salire“ bedeutet im Lateinischen „springen“. So wurde denn eine Legende um dieses Wort gestrickt.
Auch die Zeitangaben der Sage entsprechen nicht den historischen Tatsachen. König Heinrich IV. wurde im Jahre 1065 für mündig erklärt, Graf Ludwig jedoch ehelichte Adelheid erst im Jahre 1081. Und der Graf Friedrich III. wurde nie Pfalzgraf, weil ihn sein Vater, Friedrich II., überlebte und seinen Titel an seinen Enkel weitergab. Friedrich III. wurde wohl im Jahre 1085 ermordet, jedoch ist eine Beteiligung Ludwigs nicht erwiesen. Und Ludwig war zu der Zeit schon seit 4 Jahren mit Adelheid vermählt. 😉

Trotzdem ist diese eine meiner lieblingsten Sagen über meine Heimatstadt Halle.

Die 8 Schwerter der Halloren

Es soll

um 780 gewesen sein, als König Karl der Große auf seinem Kriegszug gegen die Sachsen auch nach Halle kam, das damals an der Ostgrenze des Fränkischen Reiches gelegen war.

 

Eines Tages wuschen acht Halloren dort, wo heute die Clausbrücke steht, ihre Hosen aus, die bei einer wüsten Keilerei arg gelitten hatten. Vom Ufer des Saalearms aus beobachteten sie, wie ihr König in Bedrängnis geriet und schutzlos einer Horde Sachsen ausgeliefert war.

Ihres Treueschwurs bewusst, ließen die Halloren ihre nassen Hosen fahren und liefen ihrem König zu Hilfe.

Die Sachsen, bis an die Zähne bewaffnet, sahen die unbewaffneten, nur halb bekleideten Halloren kommen und mussten über deren Anblick derart lachen, dass sie ihre Schwerter fallen ließen.

Die Halloren jedoch, die ihren König auch mit bloßen Fäusten verteidigt hätten, griffen geschwind nach den Schwertern und ließen die Sachsenköpfe rollen.

Der Gefahr entronnen, lachte nun auch König Karl über den Anblick der Halloren und dankte ihnen herzlich für seine Befreiung. In Anerkennung ihrer Tapferkeit schenkte König Karl der Große den Halloren die eroberten Schwerter.

 

Noch heute befinden sich die Schwerter im Besitz der Hallorenbrüderschaft. Es sollen ursprünglich sogar 12 Schwerter gewesen sein.

 

Außerdem soll König Karl den Halloren noch ein Pferd und eine Fahne geschenkt und ihnen das Privileg des Lerchen- und Fischfangs erteilt haben, damit sie auch dann zu essen hatten, wenn die Salzproduktion kalt lag.

Eigentlich ist es wohl so gewesen, dass einige Halloren sich König Karl dem Großen für den Kriegsdienst verpflichtet hatten und an seinen Sachsenkriegen teilnahmen. Ob ihrer ungewöhnlichen Größe und Kraft gehörten zu ihrer Ausrüstung auch Bidenhänder, große Schwerter, die mit beiden Händen geführt wurden. Nach ihrer Heimkehr aus dem Kriege wurden diese Schwerter bei der Brüderschaft verwahrt.

 

Aber wer kehrt sich schon an den eigentlichen Geschehnissen, wenn man auch eine witzige Geschichte daraus machen kann? 🙂

 

 

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