Wie der Giebichenstein seinen Namen erhielt
Im Norden
der Stadt Halle erhebt sich ein steiler Felsen über das Tal, in dem die Saale fließt. Seit alters her wird dieser Felsen „Giebichenstein“ genannt. Noch heute ist hier die Ruine der Oberburg Giebichenstein zu sehen, die Unterburg wird von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle genutzt.
Doch wie erhielt der Felsen seinen Namen?
Vor mehr als zweitausend Jahren zog der römische Feldherr Drusus mit seinen Truppen durch Germanien, um das Land zu erobern. Sein Weg führte ihn auch an das Ufer der Saale, die sich wild und ungezähmt den Weg durch die Landschaft bahnte.
Am Fuße eines Felsens ließ Drusus das Heerlager aufrichten und stieg auf den Felsen. Dort schaute er weit ins Land und suchte nach einem günstigen Ort, eine Brücke über den Fluss zu bauen.
Da erschien ihm eine riesige Frauengestalt. Zornigen Blickes und mit weithin hallender Stimme rief sie Drusus zu:
„Geh weg vom Stein!
Dein Leben ist mein,
kommst nimmer heim!“
Diese Worte erschreckten den Feldherrn. Er gab sein Vorhaben auf. Am nächsten Morgen ließ er das Heerlager abbrechen und zog hastig mit seinen Soldaten von der Saale weg. In seiner Eile hetzte er sein Pferd über Stock und Stein, bis es stürzte.
Drusus brach sich bei dem Sturz ein Bein. Trotz aller Bemühungen seines Leibarztes wollte die Wunde nicht heilen. Nach dreißig Tagen starb Drusus an den Folgen seiner Verletzung.
So hatte die Riesin Recht behalten: Drusus kehrte nicht in seine Heimat zurück.
Ihrer Aufforderung „Geh weg vom Stein!“ verdankt der Felsen seinen Namen „Giebichenstein“.
Wahrscheinlicher erscheint die Erklärung der Wissenschaftler, dass der Name des Felsens auf germanische Stämme zurückgeht, die hier siedelten und ihn als „Fels des gebefreudigen Wotan“ bezeichnet haben.
Ich hoffe, der Artikel hat Dir gefallen und einen Nutzen gebracht. Dann würde ich mich über Deine Unterstützung freuen, damit ich mich und dieses Projekt am Leben erhalten kann.
Und wie kannst Du mich unterstützen?
- Du kannst mein Buch kaufen.
- Du kannst meinen Stadtrundgang besuchen.
Verfasst von
Katja
Kategorie
Sagen
Tags
Giebichenstein
Halle (Saale)
Sagen
Gibt es eine Quelle fuer die Legende? Dass Drusus die Saale noerdlich von “Kalaigia” ueberquerte, ist schon oefter auf Halle gedeutet worden. Die Sache ist aber umstritten. Aber wer hat das mit dem Namen Giebichenstein verbunden?
Herzlichen Dank für diese überaus interessante Frage, Johannes.
Wie so viele Legenden ist sicher auch diese im Volksmund entstanden und ich kann keine plausible Quelle hierfür angeben. Auch ich kenne die Sage nur von Hörensagen, bezweifle aber ihren Gehalt. Das habe ich mit meiner abschließenden Bemerkung zum Ursprung des Namens auch deutlich gemacht.
Sowohl Hans-Joachim Mrusek (in seinem Buch “Halle/ Saale”, VEB E.A. Seemann Verlag Leipzig, 1960, S. 19) als auch Erich Neuß (in seinem Buch “Das alte Halle”, Verlag Koehler & Amelang Leipzig, 1968, S. 170) erwähnen den germanischen Ursprung des Wortes “Giebichenstein” und führen es auf eine Kultstätte der Germanen zu Ehren des Gottes Wotan zurück. Vermutlich ist also der Name von “Giviko” abgeleitet.
Für die germanische Namensgebung spräche auch die Tatsache, dass es noch mindestens einen anderen Giebichenstein im deutschen Raum gibt, einen Findling bei Stöckse (Niedersachsen).
Ob mit dem ptolemäischen “Kalaigia” oder “Galaegia” tatsächlich Halle gemeint ist, wie Hartmut Raddatz in seinem “Veni-Vidi-Vici” erläutert, halte ich für wenig wahrscheinlich. Die Stadt Halle ist nicht aus römischer Tradition entstanden, auch wenn einzelne Münzfunde zumindest den Durchzug von römischen Truppen durch die Region nahelegen. Die Ableitung, die Raddatz von “Castrum Legionis” über “Calegio” und “Cale” auf “Halle” vornimmt, würde ja ein römisches Heerlager (und somit möglicherweise den Beginn einer größeren Siedlung) suggerieren, für das ich keine weiteren Anhaltspunkte gefunden habe. Insofern schließe ich mich den Historikern an, die den Ortsnamen Halle auf die schon frühzeitig erfolgte Salzproduktion zurückführen. Einen schlüssigen Beweis muss ich hier jedoch schuldig bleiben.
Einzig sicher an dieser Legende scheint die Art und Weise zu sein, auf die Nero Claudio Drusus zu Tode kam. Aber auch hier variieren die Ortsangaben.
Deshalb messe ich dieser Geschichte keine historische Bedeutung zu.
Ha, ja das hatte ich auch schon irgendwo gelesen.
Solche Geschichten, ob wahr oder nicht, würzen das Leben einer Stadt 🙂
LG Elke