Archive for February, 2013

Ludwig der Springer

In dem Jahr,

in welchem König Heinrich der IV. für mündig erklärt wurde und seinen Thron in Besitz nahm, soll sich Graf Ludwig von Schauenburg unsterblich in die schöne Gattin des Pfalzgrafen von Sachsen, Friedrichs III., verliebt haben. Um Adelheid zu erringen, erstach Ludwig den Pfalzgrafen auf der Jagd mit einem Schweinespieß und ehelichte das holde Weib bald darauf.

Der Bruder des Pfalzgrafen, Adalbert, wollte jedoch die Tat nicht ungesühnt lassen und sprach daher vor seinem König Heinrich IV. vor. Dieser verhängte über Graf Ludwig die Acht. Auf der Flucht ereilte Ludwig dann auch sein Schicksal; er wurde gefangen genommen und auf der Burg Giebichenstein hinter dicken Mauern eingekerkert.

Doch ein Prozess ließ auf sich warten, da König Heinrich IV. außer Landes weilte.
So vergingen die Jahre und Graf Ludwig freundete sich mit seinen Wächtern an, spielte mit ihnen so manches Brettspiel.

Eines Tages jedoch drang die Kunde zur Burg Giebichenstein, dass sich der König auf der Heimreise befände und bald darauf Recht sprechen würde. Graf Ludwig fürchtete nun um sein Leben. Deshalb bat er die Wachen, seinen Schreiber auf die Burg kommen zu lassen, um sein Testament aufzunehmen. Der Schreiber kam.

Doch Graf Ludwig hatte einen abenteuerlichen Plan ausgeheckt und trug seinem Schreiber nun auf, alles für eine Flucht vorzubereiten. Graf Ludwig indes stellte sich krank und bat die Wachen um Mäntel, denn ihm sei so kalt. Die Wächter hatten Mitleid mit dem Gefangenen und brachten ihm die gewünschten Kleidungsstücke.

Zum verabredeten Tag nun blickte Graf Ludwig aus dem Fenster und sah am gegenüberliegenden Ufer der Saale seinen Leibdiener mit zwei Pferden stehen, eines davon war des Grafen Lieblingspferd, ein weißer Hengst, Schwan genannt.

Da zog der Graf seine Mäntel über und bat und bettelte seine Wachen, man möge ihn doch auf den Burgturm lassen, ein wenig frische Luft zu schnappen. Die Wachen wollten dem sterbenskranken Grafen gern diesen Gefallen tun und geleiteten ihn auf den Turm. Auf halbem Wege die Treppen hinauf jedoch wandte sich der Gefangene rasch um und tat einen kühnen Sprung aus dem nächstgelegenen Fenster hinaus.

Die Mäntel, die Graf Ludwig trug, blähten sich im Wind und trugen ihn sanft dem Flusse entgegen. Im kühlen Nass angekommen, entledigte sich der Graf seiner Mäntel und wurde von einem Boote aufgenommen, welches ihn ans andere Ufer der Saale brachte. Dort kam ihm sein Leibdiener entgegen und half ihm auf’s Pferd. Gemeinsam ritten beide fort von der Feste und ihren düsteren Kerkern.

Aufgrund des Sprunges von der Burg erhielt Graf Ludwig den Beinamen „der Springer“.

Ludwig der Springer, Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

Ludwig der Springer, Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

 

Besagter Beiname ist nach heutiger Ansicht wohl eher auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen. Graf Ludwig (1042 – 1123), der auch als Erbauer der Wartburg in die Geschichte einging, entstammte wohl dem fränkischen Adelsgeschlecht der Salier. Das Wort „salire“ bedeutet im Lateinischen „springen“. So wurde denn eine Legende um dieses Wort gestrickt.
Auch die Zeitangaben der Sage entsprechen nicht den historischen Tatsachen. König Heinrich IV. wurde im Jahre 1065 für mündig erklärt, Graf Ludwig jedoch ehelichte Adelheid erst im Jahre 1081. Und der Graf Friedrich III. wurde nie Pfalzgraf, weil ihn sein Vater, Friedrich II., überlebte und seinen Titel an seinen Enkel weitergab. Friedrich III. wurde wohl im Jahre 1085 ermordet, jedoch ist eine Beteiligung Ludwigs nicht erwiesen. Und Ludwig war zu der Zeit schon seit 4 Jahren mit Adelheid vermählt. 😉

Trotzdem ist diese eine meiner lieblingsten Sagen über meine Heimatstadt Halle.

Die 8 Schwerter der Halloren

Es soll

um 780 gewesen sein, als König Karl der Große auf seinem Kriegszug gegen die Sachsen auch nach Halle kam, das damals an der Ostgrenze des Fränkischen Reiches gelegen war.

 

Eines Tages wuschen acht Halloren dort, wo heute die Clausbrücke steht, ihre Hosen aus, die bei einer wüsten Keilerei arg gelitten hatten. Vom Ufer des Saalearms aus beobachteten sie, wie ihr König in Bedrängnis geriet und schutzlos einer Horde Sachsen ausgeliefert war.

Ihres Treueschwurs bewusst, ließen die Halloren ihre nassen Hosen fahren und liefen ihrem König zu Hilfe.

Die Sachsen, bis an die Zähne bewaffnet, sahen die unbewaffneten, nur halb bekleideten Halloren kommen und mussten über deren Anblick derart lachen, dass sie ihre Schwerter fallen ließen.

Die Halloren jedoch, die ihren König auch mit bloßen Fäusten verteidigt hätten, griffen geschwind nach den Schwertern und ließen die Sachsenköpfe rollen.

Der Gefahr entronnen, lachte nun auch König Karl über den Anblick der Halloren und dankte ihnen herzlich für seine Befreiung. In Anerkennung ihrer Tapferkeit schenkte König Karl der Große den Halloren die eroberten Schwerter.

 

Noch heute befinden sich die Schwerter im Besitz der Hallorenbrüderschaft. Es sollen ursprünglich sogar 12 Schwerter gewesen sein.

 

Außerdem soll König Karl den Halloren noch ein Pferd und eine Fahne geschenkt und ihnen das Privileg des Lerchen- und Fischfangs erteilt haben, damit sie auch dann zu essen hatten, wenn die Salzproduktion kalt lag.

Eigentlich ist es wohl so gewesen, dass einige Halloren sich König Karl dem Großen für den Kriegsdienst verpflichtet hatten und an seinen Sachsenkriegen teilnahmen. Ob ihrer ungewöhnlichen Größe und Kraft gehörten zu ihrer Ausrüstung auch Bidenhänder, große Schwerter, die mit beiden Händen geführt wurden. Nach ihrer Heimkehr aus dem Kriege wurden diese Schwerter bei der Brüderschaft verwahrt.

 

Aber wer kehrt sich schon an den eigentlichen Geschehnissen, wenn man auch eine witzige Geschichte daraus machen kann? 🙂