Archive for January, 2013

Wie der Giebichenstein seinen Namen erhielt

Im Norden

der Stadt Halle erhebt sich ein steiler Felsen über das Tal, in dem die Saale fließt. Seit alters her wird dieser Felsen „Giebichenstein“ genannt. Noch heute ist hier die Ruine der Oberburg Giebichenstein zu sehen, die Unterburg wird von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle genutzt.

Doch wie erhielt der Felsen seinen Namen?

Vor mehr als zweitausend Jahren zog der römische Feldherr Drusus mit seinen Truppen durch Germanien, um das Land zu erobern. Sein Weg führte ihn auch an das Ufer der Saale, die sich wild und ungezähmt den Weg durch die Landschaft bahnte.
Am Fuße eines Felsens ließ Drusus das Heerlager aufrichten und stieg auf den Felsen. Dort schaute er weit ins Land und suchte nach einem günstigen Ort, eine Brücke über den Fluss zu bauen.
Da erschien ihm eine riesige Frauengestalt. Zornigen Blickes und mit weithin hallender Stimme rief sie Drusus zu:

„Geh weg vom Stein!
Dein Leben ist mein,
kommst nimmer heim!“

Diese Worte erschreckten den Feldherrn. Er gab sein Vorhaben auf. Am nächsten Morgen ließ er das Heerlager abbrechen und zog hastig mit seinen Soldaten von der Saale weg. In seiner Eile hetzte er sein Pferd über Stock und Stein, bis es stürzte.
Drusus brach sich bei dem Sturz ein Bein. Trotz aller Bemühungen seines Leibarztes wollte die Wunde nicht heilen. Nach dreißig Tagen starb Drusus an den Folgen seiner Verletzung.
So hatte die Riesin Recht behalten: Drusus kehrte nicht in seine Heimat zurück.
Ihrer Aufforderung „Geh weg vom Stein!“ verdankt der Felsen seinen Namen „Giebichenstein“.

Wahrscheinlicher erscheint die Erklärung der Wissenschaftler, dass der Name des Felsens auf germanische Stämme zurückgeht, die hier siedelten und ihn als „Fels des gebefreudigen Wotan“ bezeichnet haben.

 

Burg Giebichenstein, Carl Wilhelm Arldt, Lithographie von 1848

Burg Giebichenstein, Carl Wilhelm Arldt, Lithographie von 1848

 

 

 

Wie die Salzquellen entdeckt wurden

Einst,

als es Halle noch nicht gab und die Umgebung von kleinen Siedlungen zerschnitten wurde, führte ein Schweinehirt die Schweine seines Dorfes auf die Weide. Das Dörfchen nannte sich Dobrebora. In der Nähe griff ein Fluss mit seinen Armen um das Land, den wir noch heute als die Saale kennen.

 

Der laue Sommertag verführte den Hirten zum Träumen, während Vögel ringsum zwitscherten und die Schweine sich am fetten Gras gütlich taten und jeden feuchten Fleck zum Suhlen nutzten. Zum Abend hin wollte der Hirt die Schweine wieder ins Dorf treiben und bemerkte, dass eines der Schweine im Lichte der untergehenden Sonne glitzerte.

Verwundert rieb sich der Hirt die Augen, doch das Glitzern blieb. Da besah er sich das Schwein genauer und stellte fest, dass es über und über mit einer feinen weißen Kruste bedeckt war. Vorsichtig brach er die Kruste und zerrieb sie zwischen den Fingern.

Und schließlich, auf dem Heimweg, noch immer über das Glitzern staunend, leckte er seine Finger ab. Ui, schmeckte das salzig!

Aufgeregt berichtete er im Dorf von seinem Erlebnis und am nächsten Tag zog er mit den Männern auf die Weide hinaus. Dort suchten alle nach der Stelle, an welcher sich das Schwein gewälzt hatte und fanden schließlich eine Solelache.

An diesem Ort gruben sie einen Brunnen und schöpften die Sole ab, um sie zu Salz zu versieden. Dieser erste und älteste Brunnen ist der Gutjahr-Brunnen gewesen, der auch der Wendische Brunnen hieß, weil die Leute, die damals in der Region lebten, Wenden genannt wurden.

 

Auch an anderen Stellen in der Nähe wurden Solequellen gefunden und noch mehr Brunnen gegraben.
Salz war damals selten und kostbar. So dürfen wir vermuten, dass die Dorfbewohner bald zu einigem Wohlstand gelangten. Davon zumindest zeugt die Tatsache, dass später aus dem Dorf Dobrebora die Stadt Halle wurde.

 

Der Deutsche Brunnen in einer zeitgenössischen Abbildung (um 1670)

Der Deutsche Brunnen in einer zeitgenössischen Abbildung (um 1670)

 

Bildquelle: Johann Christoph von Dreyhaupt, Pagus Neletici et Nudzici Band 1, Halle, in Verlegung des Waysenhauses, 1755